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Rallye | Berichte | Quo vadis DRM - Breitensport soll höchste Rallye-Liga retten
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06.10.09
Quo vadis DRM - Breitensport soll höchste Rallye-Liga retten
Traurig aber wahr: nach dem Neustart 2007 liegt die Deutsche Rallye-Meisterschaft erneut im Sterben.
Nur zwanzig Teams haben sich in die aktuelle Saison 2009 eingeschrieben, die wenigsten treten auch bei allen
sieben Läufen an. Schon vor Wochen gaben die Organisatoren der Oberland-Rallye - traditioneller Schnee-Start
der DRM - ihren Rückzug bekannt, auch beim beliebten Schotter-Finale in der Lausitz ist die Finanzierung alles
andere als gesichert.
Woran krankt die Serie? Die Ursachen sind genau so vielfältig wie verschieden. In Zeiten der Wirtschaftskrise
gelingt es immer weniger Fahrern, eine komplette Saison zu finanzieren. Sponsoren waren schon immer Mangelware,
deren Budgets sind nun aber noch geringer. Einen Gegenwert können die potentiellen Geldgeber eh kaum erkennen,
in Funk und Fernsehen existiert die Deutsche Rallye-Meisterschaft schlicht nicht. Auch Importeure und Werke
meiden die Meisterschaft, in Auto-Deutschland erreicht man auf jedem C-Jugend Bolzplatz eine größere Zielgruppe.
Dabei ist die Meisterschaft spannend wie selten zuvor. Die Chancen stehen nicht schlecht, daß sich Hermann Gassner
junior kommenden Samstag in der Lausitz als jüngster DRM-Sieger aller Zeiten feiern lassen darf. Blickt man ins
benachbarte Ausland, so sieht man prall gefüllte Starterlisten, moderne Rallye-Boliden und Service-Plätze, die
in puncto Ausstattung der WM in nichts nachstehen. Was machen Polen, Tschechen oder Österreicher also anders?
Warum ist die DRM auch für ausländische Piloten offenbar nicht besonders attraktiv?
Die Veranstalter kämpfen mit dünner Personaldecke und gegen übertriebene Umweltschutzauflagen. Neue anspruchsvolle
Strecken bekommt man kaum genehmigt, oft fehlt es an Akzeptanz von Anwohnern und lokaler Wirtschaft.
Spektakuläre Schotter-Abschnitte sind Mangelware und deren Wiederherstellung
bedeutet für den ausrichtenden Verein nicht selten finanzieller Selbsmord. Also gibt es Jahr für Jahr die gleichen
Prüfungen, in Summe sind es selten mehr als 120 WP-Kilometer. Rallye-Spitzensport stellt man sich anders vor.

Der DMSB zog nun die Konsequenz und verabschiedete früher als sonst die Meisterschaftsbestimmungen für die
DRM-Saison 2010. Damit will man Teams und Veranstaltern Planungssicherheit geben. Wichtigste Neuerung ist
die Öffnung für die nationalen Gruppen G, H und F2005, womit man sich wieder größere Starterfelder erhofft.
Doch wird es wirklich dazu kommen? Nun können diese Fahrzeuge zwar mitten im DRM-Feld mitmischen, doch
Meisterschaftspunkte gibt es trotzdem nicht. Zu groß ist die Gefahr, daß eine 15 Jahre alte Karosse aktuellen
Fahrzeugen die Show stielt. Also darf man nur den Champion in der eigenen Division küren, eine Einschreibung
ist dazu nicht notwendig. Auch bisher starteten schon Lokalmatadore mit ihren Boliden im Rahmen von
DRM-Läufen, wo ist da der große Unterschied?
Ein Lösungsansatz
Die Attraktivität der Deutschen Rallye-Meisterschaft muss wieder deutlich erhöht werden. Misch-Rallyes mit
wechselnden anspruchsvollen Strecken, Zwei-Tages-Wertungen mit ordentlich WP-Kilometern und Nachtprüfungen sollen
die Starter anlocken! Für eine erste Rallye-Liga braucht es mindestens acht Läufe, bundesweit verteilt, mit
ein-zwei Streichresultaten. Auch das Rahmenprogramm gehört dazu, Boxen-Luder und Promis locken Medien an, der
Suzuki-Rallye-Cup hat es vorgemacht. Einheimische Gewerbetreibende müssen die Rallye als Chance begreifen.
Wirklicher Spitzensport wird langfristig auch das Vermarktungs-Interesse steigern.
Doch dazu ist es notwendig, endlich alle Verbands-Querelen zu beenden und sich an einen Tisch zu setzen. Die
Veranstalter müssen miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Sie können diese Aufgaben nur gemeinsam
bewältigen, sich gegenseitig unterstützen. Manche 200er Rallyes - fest verwurzelt in der Bevölkerung - machen es
seit Jahren erfolgreich vor: weit über 100 Starter sind der Lohn für abwechslungsreiche Strecken und perfekte
Organisation.
Qualität sollte vor Quantität stehen. DRM, DRS, Masters, braucht es so viele Serien und Cups?
Warum nicht die Vogelsberg-Rallye mit Strecken der Alsfeld oder Hünfeld kombinieren? Oder die Sachsen-Rallye
mit der Sachsenring-junior - ah, da sind sie wieder, die Querelen. Selbst eine Erzgebirgsrallye ließe
sich mit einbeziehen, als Freitags- oder Samstags-Schleife.
Solange nicht alle das gleiche Ziel verfolgen, wird sich im deutschen Rallye-Sport wohl nichts ändern.
Lieber wurstelt jeder Verein für sich im kleinen. Die DRS zeigte 2006, daß es auch anders gehen kann,
doch gelang es dem AvD nur vorübergehend, über seinen eigenen Schatten zu springen.
Nachdem der ADAC vor drei Jahren die Deutsche Rallye-Meisterschaft platzen ließ, wollte der DMSB beim
Neubeginn alles besser machen. Das Fazit fällt eher ernüchternd aus: WRC nicht mehr startberechtigt,
haarsträubende Regularien und Benzin-Kontrollen, der neue DMSB-Vorsitzende holte einen DRM-Lauf in seine
Heimat und das mit großem Rummel angekündigte DMSB-TV zeigt im Oktober immer noch als letzten aktuellen
Beitrag die Zusammenfassung der Vogelsberg-Rallye vom April.

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